(Er-)Neuerungen im Backhaus: Rückblick und Vorausschau
1. Bis zur Jahrtausendwende wurde das Backhaus vorwiegend
von den Bewohnerinnen und Bewohnern der umgebenden Häuser "in der
Ecke" genutzt. Den Sauerteig fürs Brot und den Hefeteig für herzhafte und
süße Blechkuchen kneteten die Frauen, jeweils angeleitet und
"geführt" von den erfahrensten: das waren zu der Zeit vor allem Kathi Heidelbach †, Marlies Völker und Reni Kessler, die auch den Backvorgangüberwachten, während ihre Männer (Adolf H.†, Richard V. und Dieter K.†) für Holz und Feuer im Ofen sorgten. Benutzt wurde das Backhaus unregelmäßig für"Eckenfeste", wenn es "in der Ecke" von Bischhausen was zu
feiern gab: runde Geburtstage oder Polterabende: dann kam auch schon mal ein
halbes Schwein in eine von Manfred Woszczynski aus Gladbeck mitgebrachte Bratwanne. Der Ortsbeirat (Rudi Brocke† und später Dieter Kessler†) achtete darauf, dass auch für das ganze DorfBackhausfeste veranstaltet wurden. Dank dieser Aktivitäten war das ziemlich
herunter gekommene Backhaus 1980 von außen und von innen fachgerecht renoviert
worden. Immer mit dabei war einer der damals jungen Männer, Christian Völker.
LiseVölker†, Emmi Müller†, Anneliese Kessler†,
Marlis Völker: 1976 in Völkers
Hof
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.2. Dank seines Wissens und Könnens ging die Nutzung des
Backhauses in der nächsten Generation weiter, als einige "Bischhäuser Herzbuben"
vom Bischhausener Skatclub sich dafür stark machten, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Im Jahr 2006 starteten Wolfgang Priester, Christian Völker,Günter Hoos, Volker Reiße (um nur einige zu nennen) das erste Backhausfest in eigener Regie. Die Frauen der Skatbrüder (Karin Priester, Melanie Reiße, Elfi Völker, Martina Hoos u.a.) sorgten im DGH für das Ausformen der Brotlaibe aus angeliefertem Sauerteig und für die Blechkuchen mit Obst-und Schmandbelag und für die herzhaften Varianten mit Speck-/Zwiebelbelag und Pizza. Michael Völker als neuer Besitzer des vormaligen Heidelbachschen Hauses stellte den Platz unter dem langgezogenenVordach bei der früheren Schmiede zur Verfügung. Barbara und Johannes Schaaf als neueBesitzer der Heidelbachschen Liegenschaften gegenüber zogen mit: jetzt konnten die frisch gebackenen Brote im ehemaligen Kälberstall (sonst von Johannes Schaaf als Sommermalwerkstatt genutzt) auslüften. Die anschließenden Freiflächen neben und vor den Garagenschuppen eigneten sich ideal für einen Weinstand und -ganz wichtig- für den Grillwagen, in dem Familie Junghans den beliebten Spießbraten, Bratwürste und Schmalzenbrot anbieten konnte. In die Straßenmitte der Ecke stellten die Skatclubmänner ihr kleines Zelt als Schutz gegen abendliche Kälte und Regen, und mitten auf der danngesperrten Gasse war "in der Ecke" Platz für den Bierpilz, in dessen Schatten der Toilettenwagen gut angeschlossen werden konnte. So waren die Backhausfeste in der Regie des Skatclubs in den letzten Jahren zu einem sehr belebten und beliebten Fest geworden, ein Magnet für viele Besucher aus Bischhausen und den umliegenden Dörfern der Gesamtgemeinde Neuental.
3 Nicht alle Mitglieder des Skatclubs waren Feuer und Flamme
für diesen enormen Aufwand für Vorbereitung, Durchführung und Abbau/Aufräumen.
Und so entstand die Idee, die jährlichen Backhausfeste künftig in die Hände
eines neuen Vereins zu legen: Im Frühjahr 2018 fanden sich gut 20 Männer und
Frauen vor allem mittleren und jüngeren Alters zusammen, um einen neuen Verein
für die Bewahrung der alten Tradition zu gründen: die "Eckebäcker"
machten sich an die Arbeit.
Für ihr erstes Backhausfest im
vergangenen Jahr 2018 setzten die Eckebäcker neue Akzente: ein geräumiges Zelt
wurde aufgestellt, passgenau zum Schwalmufer hin zwischen dem Kirchberg und
Kunze's Haus, dem ehemaligen Pfarrhaus. Und .Jürgen Völker stellte das fürs
Jubiläumsfest 2010 angefertigte Begrüßungsbanner mit der Bischhausener
"Skyline" zur Verfügung, dass über den Eingang zur
"Festmeile"gespannt wurde.
Gravierender aber war eine ganz
neue Perspektive für das Backhaus selbst: nach mehreren Reparaturmaßnahmen in
den vorausgehenden Jahren war jetzt endgültig klar geworden: der Ofen des aus
dem Jahr 1795 stammenden Backhauses muss grundlegend erneuert werden. Denn die
ins Deckengewölbe eingefügten neuen Ziegelsteine fallen wieder raus, die
Grundplatten sind so holprig, dass ein gleichmäßiger Backprozess für die Brote
fast unmöglich ist, die Aschenentsorgung und entsprechende Belüftung
funktioniert nur noch ungenügend.
Mit Unterstützung des neuen
Bürgermeisters Dr. Rottwilm gelang es dem Vorstand der "Eckebäcker",
rechtzeitig einen Förderantrag an das Land Hessen zu schicken. Und pünktlich
zum Backhausfest kam ein Scheck über 4.995 €, persönlich überbracht vom
hessischen Staatssekretär Mark Weinmeister.
Weil diese Spendensumme bis zum
Jahresende abgerufen sein musste, machten sich die Eckebäcker an die Arbeit: an
den drei Novembersamstagen wurde der alte Backofen Stein für Stein abgebaut.
Dabei entfaltete sich Entdeckerneugier, denn auf den noch gut erhaltenen
Ziegelsteinen gibt es den Prägeaufdruck einer Ziegeleifirma aus der Nähe von
Meissen, was darauf schließen lässt, das der nun abgerissene Ofen zum Ende des
vorvergangenen Jahrhunderts aufgemauert sein dürfte. Einige Sandsteinblöcke
wurden beiseite gelegt für den Neuaufbau des Ofens, und viele Ziegelsteine
sauber abgeklopft.
Einige von ihnen wurden als
Rasenkante auf der Wiese hinter der Kirche eingelassen,
und alles übrige wanderte in denSchuttcontainer.
So verschafften sich die
Eckebäcker einen Überblick über den tatsächlichen Renovierungsbedarf und die
dafür benötigten Baumaterialien, die sie fristgerecht kaufen und für den
späteren Gebrauch einlagern konnten.
4. Der Reingewinn des Backhausfestes und die erfreuliche
Spende aus dem Fördertopf "Heimat Hessen" würden nicht ausreichen, um
den neuen Ofen zu bauen und die anderen Reparaturen im Mauerwerk des Backhauses
zu bezahlen. Deshalb kamen die Eckebäcker auf die Idee, einen Basar zu
veranstalten. Sie luden für den letzten Samstag vor dem Advent ein zu einem
"Winterzauber-Basar", um der Bischhausener/Neuentaler Bevölkerung
Gelegenheit zu geben, sich auf noch andere Weise an der bevorstehenden
Renovierung des Backhauses zu beteiligen.
Um die 150 Besucher haben am
21.November im DGH beieinandergesessen und die leckeren selbstgebackenem Kuchen
(gegen Spendenvorauszahlung) genossen oder am frühen Abend sich an Spießbraten,
Bier und (Glüh-)Wein gestärkt für die Qual der Wahl. Denn mit viel Liebe und
Kreativität hatten die Eckebäcker ein reiches Angebot ausgebreitet mit
selbstgemachtem Advents- und Weihnachtsschmuck, Gebäck und anderen Leckereien
für die Advents- und Weihnachtszeit.
Außerdem gab es auch (Und gibt es
noch immer!!) roten und weißen "Backhaus"-Wein aus Erich Strohms Weinhandlung in Römersberg mit extra gestaltetem Etikett.
Der Erlös all dessen fand Platz in
einer geräumigen Spendenbox.
5. Der Blick in die Zukunft:
Demnächst stehen noch letzte
Abrissarbeiten am Fundament des Ofens an, um den Zustand der Außenmauer des
Backhauses auch von innen überprüfen zu können. Ein paar marode Balken müssen
ausgewechselt und die angrenzenden Gefache neu ausgemauert werden.
Danach wird der Maurermeister, der
schon vor 10 Jahren den Ofen des Backhauses in Schlierbach neu gebaut hat, ans
Werk gehen, natürlich unterstützt von den Bischhausener Eckebäckern. Die
möchten an dieser Stelle erneut den Schlierbacher Nachbarn sehr herzlich danken
dafür, dass sie ihre damaligen Baupläne und die damit verbundenen Erfahrungen
so selbstverständlich und nachbarlich nach Bischhausen weiter gegeben haben.
6. Der Termin für das nächste Backhausfest steht schon fest:
am 24./25. August ist es so weit. Die Eckebäcker sind zuversichtlich, dass bis
dahin der neue Ofen im alten Backhaus einsatzbereit ist.
Bilder und Bericht:Eckebäcker/Johannes Schaaf
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